© Bernard van Dierendonck
Den Alpin-Flohmi aus Deutschland importiert Tim Marklowski, Flohmarktinitiant
Flohmärkte sind in den Städten beliebt, doch einen Alpinflohmarkt gab es in der Schweiz bis vor zwei Jahren noch nicht. Tim Marklowski von Mountain Wilderness Schweiz hat die Idee aus Bayern hierhergebracht.
Die Heitere Fahne in Wabern am Rand der Stadt Bern ist eine bunte Kulturbeiz. An diesem Montagvormittag ist das Lokal wie alle anderen wegen Corona geschlossen. Tim Marklowski sitzt deshalb auf einem alten Sofa auf der Terrasse und trinkt mitgebrachten Kaffee. Drinnen gibt es einen grossen Saal. Dort hat im November 2019 der zweite Alpin-Flohmi stattgefunden. Tim Marklowski hat diesen in der Schweiz bisher einzigartigen Flohmarkt in Bern mitinitiiert. Im Auftrag von Mountain Wilderness und zusammen mit der Regionalgruppe von Public Eye hatte er den Flohmi im Jugendzentrum Dynamo in Zürich im Mai zuvor erfolgreich lanciert. «Wir waren überrascht: Es sind über 1000 Leute gekommen», sagt er. An mehr als 70 Ständen wurden Waren angeboten: Outdoorbekleidung, Wanderschuhe, Ski, Schneeschuhe, Pickel, Steigeisen, Friends, Schlaghaken, Führerliteratur, Karten – alles, was ein Bergsteigerherz höherschlagen lässt. Und alles gebraucht. «Die einzig negative Reaktion war, dass es viel zu voll sei und es viel zu wenig Platz gebe», so Tim Marklowski.
«Warum eigentlich nicht?»
Flohmärkte sind vor allem in den Städten beliebt, Secondhand ist im Trend. Doch Alpinflohmärkte gab es hier bis anhin nicht. «Warum eigentlich nicht?», fragte sich Tim Marklowski, als er 2013 in die Schweiz kam. Aufgewachsen ist er im Fünfseenland in Oberbayern. «Die Berge dort sind niedriger», sagt er. Mit den Eltern ging er wandern, als Teenager bikte er, und als in der Gegend eine grosse Kletterhalle gebaut wurde, fing er an zu klettern. Die Alpinflohmärkte kennt er aus München, wo er Geografie und Sportwissenschaft studiert hat. Für den Master ist er nach Bern gekommen, aber auch wegen der Nähe zu den Viertausendern. Bei der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness Schweiz, die ihr Büro ebenfalls in Bern hat, hat er ein Praktikum gemacht. Seither arbeitet er in unterschiedlichen Pensen für die Organisation. Er ist zuständig für die Keepwild! Climbing Days, hat mit Silvan Schüpbach den Kletterführer Cleanclimbing C(H)lean im SAC Verlag geschrieben oder bei den Demos gegen das Heliskiing mitgewirkt. Und er hat die Idee des Alpin-Flohmi eingebracht. Immer wieder sei darüber diskutiert worden. «Vor zwei Jahren haben wir es dann einfach gemacht», sagt er. Mountain Wilderness spannte mit den Regionalgruppen von Public Eye zusammen. Nach Zürich und Bern folgte ein Alpin-Flohmi in Luzern. Dann kam die Coronapandemie.
Ökologischer Fussabdruck
In diesem Jahr sollen die Märkte wieder in Zürich und Bern stattfinden. Auch für St. Gallen und Basel laufen Abklärungen. «Ich fände es cool, wenn es in jeder Stadt einen Alpin-Flohmi gäbe.» Denn diese spezialisierten Flohmärkte leisteten einen grossen Beitrag dazu, dass weniger neue Bergsportartikel produziert würden und somit weniger CO2 und giftige Chemikalien in die Umwelt gelangten. Einzig die Kletterausrüstung, sagt der angehende Bergführer, würde er sich aus Sicherheitsgründen nur bedingt auf dem Flohmarkt kaufen.
Der Alpin-Flohmi ist ein bunter Anlass, an dem man stöbern, sich mit Gleichgesinnten austauschen und natürlich kaufen und verkaufen kann. Tim Marklowski zeigt auf seine blaue Jacke. «Die habe ich mir am Flohmi gekauft.» «Ist sie warm genug?» Er lacht und sagt: «Ja, sie ist wirklich gut!»
Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. Bereits 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 netto null Treibhausgase ausstösst. Einige von uns tragen bereits dazu bei, sei es in ihrer Freizeit oder beruflich. Ihnen ist diese Serie gewidmet.