DAV-Hauptversammlung im Spannungsfeld zwischen Verein und Grossverband
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DAV-Hauptversammlung im Spannungsfeld zwischen Verein und Grossverband

Am zweiten Juniwochenende hat der Deutsche Alpenverein ( DAV ) im Messezentrum Nürnberg seine Jahresversammlung abgehalten. Nach aussen hin schien die Vereinswelt in Ordnung: « Nie ging es dem Deutschen Alpenverein besser als heute », stellte der I.Vorsitzen-de Josef Kienner in seiner Grundsatzrede fest. Gleichzeitig kam im Verlauf der Debatten aber auch unüberhörbar ein gewisses Missbehagen gegenüber verschiedenen vom Zentralverband ausgehenden Vorschlägen zum Ausdruck.

Zunehmendes politisches Gewicht Josef Kienner sieht den DAV an der Schwelle zum neuen Jahrtausend in einer gesicherten strukturellen und wirtschaftlichen Position und weist darauf hin, dass er zu einer festen Grösse im Bereich Naturschutz und Sport geworden ist.

Tatsächlich findet der weltgröss-te Bergsteigerverein heute im Rahmen deutscher Entscheidungspro-zesse in Politik und Sportpolitik Gehör. Bei der Sperrung von Klettergebieten bahnen sich Korrekturen an. In Bayern und Baden-Würt-temberg sind seine Kletterkonzep-tionen umgesetzt, freiwillige Vereinbarungen über « Wandern, Radfahren und Klettern » mit der Bayerischen Staatsregierung stehen vor dem Abschluss. Bayerns Umweltminister Dr.. " " .Thomas Goppel bezeichnete Staat und DAV als « geborene Bündnispartner » im pragmatischen Umweltschutz. Die Mitwirkung des DAV in den staatlichen Umweltschutzgremien fördere eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung. Und sogar in einigen anderen Bundesländern deutet sich Obwohl auch 1997 ein leichter Mitgliederzuwachs von 1,3% zu verzeichnen war, sorgt sich die Münchner Zentrale über die zunehmende Überalterung. Auf solche Mitglieder aber wollen die Sektionen lieber verzichten als die gewachsene Vereins-struktur aufzugeben.

Grundsätzliche Tendenzen Nur eine Einzelfrage? Entscheidung aus einer augenblicklichen Stimmungslage? Untertöne, Einzel-äusserungen verschiedener Seiten lassen auf tiefergehende Auffas-sungsunterschiede schliessen. Ein aktives Vereinsmanagement des Haupt-vereins hat deutlich Schritte in Richtung eines grossen Freizeit-Service-verbandes mit Merchandising und ähnlich fashionable klingenden Atti-tüden getan. Teile insbesondere der bayerischen und mitgliederstarken Nachdenken über den zukünftigen Weg des DAV? Zur Zeit, als diese Figur am Schönen Brunnen in Nürnberg geschaffen wurde, befassten sich die Menschen noch mit andern Problemen.

Münchner Sektionen scheinen diesem Facelifting ohne ihre beschluss-mässige Zustimmung wenig Sympathie entgegenzubringen. Das Etikett « Krise » ist sicher zu hoch gegriffen, doch Dissonanzen im vertrauensvollen Miteinander hat die Versammlung aufgedeckt.

Josef Kienner scheint dies zu spüren. In seinen Dankesworten zur Wiederwahl als I. Vorsitzender versicherte er: Kein Verband - « Wir wollen ein Verein bleiben !» Wird ihm in seiner zweiten Amtsperiode die schwierige Synthese gelingen zwischen Bewahren des traditionellen Alpenvereinsgefühls und einem zeitgemäss gestylten Dienstleistungsver-band? Das einstimmige Vertrauens-mandat hat ihm die Versammlung gegeben.

Peter Grimm, D-Starnberg

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