Chemische Keule
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Chemische Keule

Wetterschutz ohne Imprägnierung geht nicht. Bloss ist diese stark umweltbelastend. Die Branche sucht mehr oder weniger intensiv nach Lösungen.

Nachhaltigkeit ist ein vielbemühtes Wort. Auch Hersteller von Outdoorbekleidung wollen als umweltschonend wahrgenommen werden. Bezogen auf Laminatjacken ist das ­allerdings aus mehreren Gründen nicht einfach. Die Imprägnierung ist einer davon. Ohne eine dauerhaft wasserabweisende Imprägnierung funktionieren die Membranen nicht. Eingesetzt werden dafür langkettige Fluorkohlenstoff-Verbindungen (Perfluorcarbone [PFC]). Diese Stoffe werden auch bei der Produktion der Polytetrafluorethylen-Membranen verwendet.

Was macht PFC so gefährlich?

PFC zersetzt sich nicht oder nur sehr langsam. Daher kann es sich in Organismen anreichern. Das Tragen von PFC-imprägnierter Bekleidung ist nach heutigem Kenntnisstand für Menschen zwar ungefährlich. Doch bei der Herstellung, beim Waschen, beim Tragen und bei der Entsorgung (Verbrennung) gelangt die Chemikalie in die Umwelt. 2011 belegte die Umweltorganisation Greenpeace, dass selbst an den ­entlegensten Orten PFC-Verbindungen im Wasser und im Blut von Tieren zu finden sind. «Die Alpen» berichteten (12/2014).

Ab 2020 gilt ein europaweites Verbot für PFC-Verbindungen mit acht Kohlenstoffatomen (C8). Viele Outdoormarken haben deshalb auf C6- und C4-PFC umgestellt. Sie behaupten, diese kurzkettigeren PFC seien umweltverträglicher. Das ist zumindest umstritten. Denn auch diese Chemikalien bauen sich nur zögerlich ab und verteilen sich schnell im Naturkreislauf. Das Ziel kann also nur eine Imprägnierung ohne PFC sein.

Anfang vergangenen Jahres hatte sich Laminatmarktführer Gore nach erheblichem äusserem Druck dazu verpflichtet, bis 2023 schrittweise aus der Verwendung von «ökologisch bedenklichen PFC» auszusteigen. Bereits im Herbst 2018 bringen unter anderem Mammut, The North Face und Salewa die ersten Goretex-Textilien auf den Markt, die eine Imprägnierung ohne PFC aufweisen. Allerdings sind dies ausschliesslich Kleider für Wanderungen und Pistenskifahrten, sprich nicht für die ganz harten Alpineinsätze. Erst in einem zweiten Schritt sollen die PFC-Verbindungen ganz aus der Produktion eliminiert werden. Andere Marken, die ohne Goretex arbeiten, sind bereits weiter. In unserem Test sind laut Hersteller die Membranen wie auch die Imprägnierungen der Jacken von Columbia, Jack Wolfskin, Rotauf und Vaude bereits PFC-frei.

Laminate verbessern

Auch die anderen Bestandteile eines Laminats sollen umweltschonender werden. Patagonia verarbeitet in der getesteten Pluma Jacket eine Goretex-Pro-Variante, deren Oberstoff zu 100% recycelt ist. Er besteht aus Faserresten, die bei der Produktion von Nylon ent­stehen und in der Regel entsorgt werden. Bergans und Vaude arbeiten bei Aus­sen­stoffen und Membranen teil­weise mit recycelten pflanzlichen Materialien.

Unsere Tests haben gezeigt: Eine wirksame Wasserabweisung ohne PFC herzustellen, ist bereits möglich. Wie schnell sich die übrigen Hersteller von diesem Stoff verabschieden, hängt auch von uns Konsumentinnen und Konsumenten ab. Wir entscheiden durch unseren Kauf massgeblich mit, wie schnell dieses Ziel erreicht wird.

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