Ch. Tester: Schlappina
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Ch. Tester: Schlappina

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A. Dessauer: Verstiegen? Alpin-psychologischer Roman.

Verlag von A. Schupp, München.

Trotz meiner Abneigung, den Kreis der mir obliegenden Referate durch Einbeziehen der Belletristik noch zu erweitern, muß ich doch gelegentlich eine Ausnahme machen. Denn in der sogen, schönen Literatur ist der Alpinismus mit Pomp und Pracht eingezogen und auch bei diesen Fürsten hoffähig geworden. Ja in den letzten Jahren haben vielgelesene Autoren wie J. C. Heer ihre Stoffe mit Vorliebe dem Leben im Gebirg entnommen und sind dabei, was Anerkennung und Absatz betrifft, nicht schlecht gefahren. Was nun die zwei obgenannten Autoren betrifft, so hat mir der Ton von Herrn Tester ( Pfarrer in Rorschach, aber ein geborner Bündner aus Safien ) schon darum besser gefallen, weil der Verfasser und die Leute, von denen er redet, sittlich und geistig gesunde und einfache Menschen sind und der, auf die Länge allerdings etwas ermüdende, schwärmerische Ton doch wenigstens Dingen und Gefühlen gilt, die uns sympathisch sind und des Herrn Pfarrers Bergpredigt und seine Gedanken über die Einsiedelei auch im Nebel klar und besonnen bleiben.

In dem „ alpin-psychologischen Roman " von A. Dessauer aber weht eine schwüle Luft, und die nicht ungeschickt gemachten Schilderungen kühner Bergfahrten des Helden, einer faustischen Natur, sowie die boshaften Seitenhiebe auf renommierende Kletterdilettanten entschädigen doch nicht hinlänglich für das Mißvergnügen, das wir über die psychologisch sein sollenden Vorgänge in dem Verkehr des Herrn Doktor mit seinen zwei ungleichen Geliebten empfinden. Die Katastrophe vollends hat mich noch mehr angewidert als der Absturz in E. Rods „ Là-haut ". Dort ist es doch wenigstens ein Unglücksfall, den freilich der Autor ungeschickt motiviert, aber hier der — noch dazu ganz unnütze — Selbstmord durch Absturz! Nein, das ist keine Bereicherung der alpinen Literatur, und der Untertitel ist ein Lockvogel, gegen den wir protestieren müssen. Der Eindruck von Unwahrhaftigem und bloß Pikantem, den der Roman macht, wird durch die grelle Illustration nicht gebessert. Hoffentlich bringt A. Dessauer das nächste Mal Erfreulicheres auf den alpinen Büchermarkt; er hat auch schon, z.B. im „ Jochwind ", Besseres geleistet.

Redaktion.

Redaktion.

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