Bergfahrten im Gebiet des Hinterrheins
Aus den Erinnerungen eines Bergpfarrers.
Mit 1 Bild ( 30).Von R. Lejeune
( Zürich, Sektion Hinterrhein ).
Streifzüge in die Avner Berge.
Zum Gebiet des Hinterrheins darf auch das Avers gezählt werden, bildet doch der Averser Rhein einen der ansehnlichsten Zuflüsse des Hinterrheins. War dieses eigenartige Hochtal in früheren Zeiten fast völlig abgeschlossen, so bewirkte der im Jahre 1895 erfolgte Bau der Fahrstrasse in mehrfacher Hinsicht eine stärkere Verbindung mit den hinterrheinischen Talschaften. Wohl jeden Andeerer Kurgast lockt das höchstgelegene Dorf lein Europas einmal zu einem Besuche, und die Wanderung über die Forcellina ins Engadin gehört seit langem zu den beliebtesten Ausflügen. Da mich schon gelegentliche Amtsgänge ins Avers führten, war es fast selbstverständlich, dass ich auch den Avner Bergen mein Interesse schenkte und gelegentlich Streifzüge in dieses entferntere Gebiet unternahm.
Das erste Ziel bildete dabei der Piz Piatta ( 3398 m ), dessen majestätische Gestalt längst meine Blicke auf meinen Bergfahrten auf sich gezogen hatte.
co BERGFAHRTEN IM GEBIET DES HINTERRHEINS.
An einem schönen Sonntag verabredete ich mich nach getaner Arbeit mit meinem Avner Kollegen, Otto Schneiter, und wanderte noch in später Abendstunde nach Cresta hinauf, wo ich um Mitternacht anlangte und mich für die wenigen Stunden Ruhe auf das für mich bereitete Heulager legte. Am frühen Morgen des 4. August 1919 stiegen wir zu dritt — es hatte sich uns noch Heinrich Beringer, ein Gast aus dem Pfarrhaus, angeschlossen — durchs « Thäli » zur Thälifurka, 2802 m, hinauf, denn wir wollten dem Berge über den Thäligrat und den Westgrat, von dessen Begehung im Avers nichts bekannt war, beikommen Die Traversierung des Thäligrales ( 3047 m ) von der Furka bis zur Einsattelung westlich des Piz Piatta ( 2926 m ) wies keinerlei Schwierigkeiten auf und bot bei dem losen Gestein auch keine besonderen Kletterfreuden, aber allein schon der stete Blick auf die imposante Wand des Piatta machte diesen mehrstündigen Umweg zu einem recht lohnenden Unternehmen. Einmal ans eigentliche Massiv des Berges herangekommen, benützten wir für die Überwindung der untersten Stufe bis zum Rand des unteren Gletscherchens einige ganz hübsche Risse; im Mittelstück bis zum oberen Gletscher folgten wir stets der Kante und genossen bei der mitunter recht exponierten Kletterei immer wieder den Blick in die jäh zur Val Gronda abfallende mächtige Wand; im obersten Teil hielten wir uns etwas links der üblichen Route, um so bis zum Gipfel unsere Anstiegsroute über den Westgrat — soweit man überhaupt von einem solchen reden kann — beizubehalten. Leider setzte aber schon während dieses letzten Stücks der Besteigung ein Schneetreiben ein, das sich schliesslich zu einem eigentlichen Schneesturm steigerte, so dass wir um unsere Gipfelrast und die erwartete Rundsicht gebracht wurden. Ohne uns überhaupt auf dem Gipfel aufzuhalten, stiegen wir rasch südwärts durch ein steiles Couloir ab, traversierten dann von dessen Ausmündungsstelle zum untern Rand des obern Gletschers hinüber und folgten von hier der gewöhnlichen Route ins « Thäli » hinunter. Allmählich wich das Schneetreiben in diesen unteren Partien einem ausgiebigen Regen, so dass wir schliesslich gehörig durchnässt in Cresta anlangten.
Da ich mich für ein paar Ferientage — wenn auch auf steten « Abruf » hin — hatte freimachen können, blieb ich trotz des schlechten Wetters in Cresta und wartete auf die Gelegenheit, mich noch etwas mehr in diesen Bergen umsehen zu können. Tatsächlich hellte sich denn das Wetter schon am Nachmittag des folgenden Tages auf, und da ich des « Schiebers », mit dem wir uns die Zeit zu vertreiben suchten, nach der dritten Runde bereits recht überdrüssig geworden war, benützte ich diese Aufhellung, um zusammen mit Heinrich Beringer noch eine kleine Rekognoszierungstour zu unternehmen. Auf dem Pfad über die « Crester Berge » näherten wir uns rasch dem nahen Weissberg, dessen Westgrat mir gute Aussichten für eine Bezwingung der sonst recht abweisend erscheinenden Vorderseite des Berges zu bieten schien. Und da wir unsere Aufgabe gerne « von Grund aus » lösen wollten, machten wir uns gleich an die dem Grate vorgelagerte Wandstufe, wiewohl dieselbe sich gut hätte umgehen lassen. Behutsam kletterten wir über steile Schrofen und heikle Kalkpartien empor, sahen uns aber in den obersten Partien schliesslich gezwungen, unser Unternehmen aufzugeben. So führte denn dieser erste Versuch, kaum dass wir ihn in Angriff genommen hatten, zu einem Misserfolg; der kurze Sprung hatte aber eine wohltuende Abwechslung ins Einerlei dieses unfreiwilligen Mussetages gebracht, und er kam uns auch insofern zustatten, als wir beim nächsten Versuche von vornherein auf eine direkte Überwindung dieser Wandstufe verzichteten.
Am nächsten Tage wandten wir uns aber zunächst den schönen Kletterbergen südlich vom Piz Piatta zu. Über Juppa stiegen wir zum südwestlichen Ausläufer des Mazzerspitzes, 3168 m, an und erreichten den Gipfel über den Südgrat. In stets anregender Kletterei ging 's sodann zum Jupperhorn ( 3151 m ) hinüber, und wir setzten diese hübsche Traversierung noch bis zur Berclafurka, 2912 m, fort. Nachdem wir uns hier eine längere Rast gegönnt hatten, stiegen wir zu den schönen Seen « auf dem Band » hinunter und genossen von der natürlichen Terrasse über der Bandfluh den prächtigen Blick über das ganze Hochtal hin. Auf dem Heimweg nach Cresta schauten wir auch nochmals prüfend zum Weissberg und seinem Westgrat hinüber, denn am folgenden Tage wollten wir uns nun ernsthaft an die Lösung dieses lockenden Problems machen.
So stiegen wir denn am Morgen des 7. August wiederum zum Weissberg an und erreichten den Fuss des zum mittleren Gipfel führenden Westgrates unter Umgehung der früher erwähnten Wandstufe leicht von Norden her. Ein erster kleinerer Abbruch im Grat liess sich mittels guter Griffe rasch überwinden, und leicht kamen wir vorwärts, bis der Grat plötzlich unterbrochen wurde und ein böser Gendarm dem weiteren Vordringen Halt zu gebieten schien. Dieser Gendarm liess sich indessen auf der linken — nördlichen — Seite umgehen, indem wir erst etwas abstiegen, auf einem schmalen Bändchen zu einem kleinen Geröllplätzchen hinüber traversierten und von dort die kleine Scharte oberhalb des Gendarms erkletterten. Nach Überwindung dieses einzigen ernsthaften Hindernisses gelangten wir ohne alle Schwierigkeit über den breiten Rücken des Berges zum Gipfel, P. 2987 m. Damit hatten wir, nachdem Freund Schneiter bereits früher den inneren Weissberg über die Südwand bezwungen hatte, einen zweiten direkten Aufstieg von Cresta zum Weissberg gefunden. In hübscher Gratwanderung suchten wir über P. 2970 m noch die beiden Gipfel des äusseren Weissberges ( P. 3041 m und 3057 m ) auf, wo wir nach Verabredung mit Schneiter und einigen Gästen des Avner Pfarrhauses zusammentrafen, um dann zum Abschluss dieser schönen Tour gemeinsam über die ganze Kette des Weissberges bis zu P. 2932 des inneren Weissberges zurückzukehren, von wo wir durch das völlig harmlose « Kamin » am Ostende des Berges ins « Thäli » abstiegen. Nach gemütlichem Zusammensein im Pfarrhaus wanderte ich noch in prächtiger Mondnacht nach Andeer hinaus, höchst befriedigt von dieser ersten Fahrt in die Avner Berge.
Ein zweites Mal kam ich fast zufällig in dieses Gebiet und konnte ganz unerwartet meine Bekanntschaft mit diesen Bergen noch etwas erweitern. Nachdem ich am 17. August 1922 mit Benedikt Mani programmgemäss die Gurschussgruppe von Westen nach Osten traversiert hatte, liess ich — wie BERGFAHRTEN IM GEBIET DES HINTERRHEIKS.
bereits früher berichtet — meinen Begleiter allein nach Andeer zurückkehren und eilte trotz der vorgerückten Stunde in plötzlichem Entschluss noch dem Piz la Forbisch entgegen, der im wundersamen Glanz jenes Abends eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich ausübte. Und wenn auch mein Weg schliesslich weitab von dem erstrebten Ziele in einer Hütte der Alp Starlera enden sollte, statt mich zum Fuss des Berges zu führen, so liess ich mich von dem einmal gefassten Plane doch nicht mehr abbringen und machte mich schon vor Tagesanbruch wieder auf den Weg zum Starlerapass zurück. Eben leuchtete die Sonne über den Bergen auf, ab ich — ein Rudel Gemsen aufscheuchend — zur Fuorcla da Curtins ( 2656 m ) anstieg, um über dieselbe in die Val Gronda zu gelangen. Der neue Höhenverlust von 600 Metern war mir freilich etwas schmerzlich, nachdem schon der nächtliche Abstieg nach Starlera mich über 400 Meter gekostet hatte, doch waren alle Mühen dieser umständlichen Berg- und Talfahrt rasch vergessen, als ich ob den Hütten Igl Plang den tiefsten Punkt erreicht hatte und nun endlich an den Berg meiner Wünsche herangekommen war. In frischer Unternehmungslust strebte ich über die Hänge von Cuolms der Os flanke des Berges zu und gewann über dieselbe schliesslich den vom Gipfel zu P. 2962 m führenden Grat. Ohne auf besondere Schwierigkeiten zu stossen, folgte ich dem schönen Grat bis zum höchsten Punkt, 3267 m, und liess mich dabei auch durch das sich zusehends verschlechternde Wetter nicht mehr beirren. So knapp ich angesichts der Wetterlage die wohlverdiente Gipfelrast bemessen musste, so nahm ich mir doch noch etwas Zeit, um die mächtige Wand des nahen Piz Piatta gebührend zu betrachten und einen staunenden Blick in die tiefe Scharte hinunter zu tun, die das eigentliche Wahrzeichen des Berges bildet und ihm auch seinen Namen ( Schere ) eingetragen hat. Vom Gipfel kehrte ich erst ein Stück weit auf dem Nordostgrat zurück bis zu dem grossen Couloir, das südwärts die ganze Wand durchzieht. Da mir dieses Couloir gut passierbar zu sein schien und ausser der Abwechslung einen beträchtlichen Zeitgewinn verhiess, benützte ich es für den Abstieg und erreichte schon in kürzester Zeit die Hänge ob Plang Forbisch, um sodann vollends zu den prächtig gelegenen Hütten von Arnoz und Tga hinunter zu eilen. Noch einmal konnte ich von hier die grossartige Pyramide des Piz Piatta bewundern, die sich unter dem düsteren Himmel geradezu unheimlich ausnahm. Am liebsten wäre ich für den Abend an diesem eigenartig schönen Orte geblieben, hatte ich doch allen Grund, mich in meiner höchst fragwürdigen Tenue den Blicken der Leute zu entziehen. Allein, ganz abgesehen von meinem völligen Mangel an Proviant, wollte ich unbedingt meinen Leuten Nachricht von mir geben, da sie bei meinem unerwarteten Abstecher nach dem fernen Piz la Forbisch etwas in Unruhe sein mochten. So überwand ich denn die Scheu vor dem Tale und seiner Zivilisation und wanderte durch die Val da Faller nach Mühlen hinaus, wo ich tapfer den kritischen Augen des Hotelportiers trotzte und mir auch den Appetit durch die Seitenblicke der Kurgäste nicht verderben liess, nachdem ich mich auf der weiten und recht anstrengenden Tour mit den kärglichen Resten der Tagesration vom Vortage her hatte begnügen müssen.
Am folgenden Tage schob ich meinen Aufbruch von Stunde zu Stunde hinaus, da ich immer noch hoffte, dass ein Nachlassen des Regens mir die peinliche Wanderung durchs Oberhalbstein hinaus und die bei meinem Aufzug noch peinlichere Heimfahrt über Thusis ersparen könnte. Und als sich im Laufe des Vormittags der Nebel tatsächlich etwas lichtete, stieg ich rasch entschlossen wieder nach Faller hinauf, schliesslich liess sich die Rückkehr über die Fuorcla da Curtins und den Starlerapass ja auch bei zweifelhafter Witterung bewerkstelligen. Als ich dann aber um die Mittagszeit wieder an den Hütten von Tga vorbeikam und das Wetter sich überraschend aufhellte, so dass der Piz Piatta schon wieder aus den Wolken hervortrat, änderte ich rasch meinen Plan und wanderte durch die Val Bercia zur Berclafurka hinauf, die mich aufs neue ins Avers führen sollte. Und wie ich am späten Nachmittag im schönen Sonnenschein auf der Berclafurka ( 2912 m ) rastete, konnte ich es mir nicht versagen, trotz der vorgerückten Stunde noch dem Piz Piatta einen abendlichen Besuch abzustatten. In Fortsetzung der früheren Gratwanderung vom Mazzerspitz über das Jupperhorn zur Berclafurka stieg ich zunächst zum Thälihorn ( 3159 m ), einem dem Piz Piatta vorgelagerten Punkte, hinan und näherte mich rasch über den sanft ansteigenden Gletscher der eigentlichen Gipfelpartie. Durch das Couloir der Südseite, das wir schon früher bei unserem beschleunigten Abstieg im Schneesturm benützt hatten, erreichte ich den Gipfel des Piz Piatta ( 3398 m ), zu dem ich wenige Stunden zuvor noch von Faller aus staunend emporgeblickt hatte. Hier wurde ich für das frühere Missgeschick reichlich entschädigt und konnte bei wundervoller Abendstimmung die herrliche Rundsicht geniessen. In der Abenddämmerung stieg ich auf der gewöhnlichen Route ins « Thäli » hinab und erreichte gerade bei Nachtanbruch den Pfad, der mich rasch vollends nach Cresta führte. Nachdem ich zunächst meine Leute in Andeer von dieser neuen Wendung in meiner überraschungsreichen Fahrt benachrichtigt hatte, meldete ich mich im Pfarrhaus, wo ich nicht nur von meinem neuen Kollegen, Pfarrer Boller, aufs herzlichste begrüsst wurde, sondern wo mir zu meiner Überraschung aus der Tafelrunde auch Freund Schneiter, den es für ein paar Ferientage in seine alte Avner Gemeinde gezogen hatte, die Hand entgegenstreckte. Anderntags sassen wir plaudernd beim lieben Kirchlein von Cresta, und da wir das unerwartete Zusammentreffen gerne zu einer gemeinsamen Tour benützen wollten, schob ich meine Heimkehr um einen weiteren Tag hinaus und vereinbarte mit meinen beiden Kollegen einen Abstecher auf den Piz Timun, den ich so manches Jahr immer wieder vor Augen gehabt, der Grenze wegen aber in jenen Kriegsjahren nie aufgesucht hatte.
In der Morgenfrühe des 21. August verliessen wir das stille Cresta und wanderten zunächst auf der Talstrasse nach Campsut hinaus. Von hier führte uns ein kleiner Pfad zur Furka, einem Übergang nach der italienischen Val di Lei, hinauf. Recht behutsam wie Kundschafter in Feindesland drangen wir — direkt westwärts absteigend — in das abgelegene Tal ein, wollten wir doch jede Begegnung mit italienischen Grenzwächtern vermeiden, da wir keinerlei Ausweispapiere, geschweige denn einen Passierschein bei uns hatten. Die Talsohle querten wir in wohlbegründeter Menschenscheu ein gutes Stück BERGFAHRTEN IM GEBIET DES HINTERRHEINS.
unterhalb der Hütten der Alpe la Palden eiskalten Reno di Lei tapfer durchwatend — und auch auf der westlichen Talseite stiegen wir erst in schnellem Tempo ein gehöriges Stück empor, um dann hoch über dem Tale und dem zum Passo di Sterla führenden Weg über eine prächtige Alpenterrasse den Südwestgrat des Piz Timun zu gewinnen. Als wir uns hier oben endlich vor unliebsamen Zwischenfällen sicher fühlen durften, folgten wir in unbefangener Freude dem Grate und erreichten in leichter Kletterei den Gipfel ( 3210 m ). Inzwischen war es freilich bereits Nachmittag geworden, und meine beiden Begleiter wären am liebsten direkt zum Passo d' Emet abgestiegen, um zeitig nach Cresta zurückzukommen. Da mir aber daran lag, bei dieser Gelegenheit die Gruppe, die für mich völliges Neuland bedeutete, gleich etwas gründlicher kennen zu lernen, konnte ich sie mit etwelcher Überredungskunst bewegen, noch eine Längstraversierung der ganzen Kette zu versuchen. So stiegen wir denn erst zur Lücke nordöstlich des Timun ab und machten uns unverzüglich an das zerborstene Gratstück zwischen dem Piz Timun und dem Piz della Palù, das auf der Karte weder Namen noch Höhenquote trägt, von den Italienern aber — wie ich später erfuhr — Guglie d' Altare genannt wird und das mir von Ferrera aus stets als das interessanteste Stück der Kette erschienen war. Die höchste Spitze dieser Guglie erreichten wir recht steil, aber ohne eigentliche Schwierigkeiten, über die Westflanke. Ein Steinmännchen zeugte zu unserer Überraschung von einer bereits früher erfolgten Besteigung, und einer Notiz konnten wir auch die Namen der italienischen Alpinisten entnehmen, die schon vor uns den Fuss auf dieses Gipfelchen gesetzt hatten. Dies vermochte unsere eigene Entdeckerfreude in keiner Weise zu beeinträchtigen, und da der Gipfel für uns namenlos war, nannten wir ihn « Pfaffenspitz », mochte doch die ungewöhnliche Tatsache, dass ausgerechnet drei Pfarrer als erste Schweizer seine Spitze betraten, einem diese Benennung nahelegen. Nach dieser Besteigung des höchsten Punktes setzten wir unsere Gratwanderung — die nächsten Zacken auf der Emetseite umgehend und später gelegentlich auf die Ostse'te ausweichend — bis zur Lücke südwestlich des Piz della Palli fort. Einmal so weit gekommen, war es gegeben, dass wir trotz der vorgerückten Stunde noch zum Piz della Palù, 3175 m, anstiegen, womit wir vermutlich die erste Begehung des Grates vom Timun zum Palù durchgeführt hatten. In schönster Abendstimmung folgten wir dem Grate noch über P. 2864 bis zur Einsattelung vor dem Pizzo del Crot, um dann bei beginnender Dunkelheit rasch in die Val d' Emet abzusteigen. Es war bereits gegen 10 Uhr, als wir in Innerferrera anlangten, wo wir uns nach der wohlgelungenen Tour noch bei einem währschaften Abendessen gütlich taten. Während meine beiden Kameraden dann wieder nach Cresta hinauf wanderten, zog ich meinerseits noch nach Andeer hinaus und beendete dort kurz vor 1 Uhr diese fünftägige abwechslungsreiche Bergfahrt, die mich überraschend weit herum gebracht und mir als Abschluss noch dieses neue Gebiet der Berge des Hinterrheintales erschlossen hatte.
( Schluss folgt. )