Ängste, Adrenalin und Vertrauen. Zehn Jahre Rivella Climbing
Ängste, Adrenalin und Vertrauen
Hans Gerber zeigt Kindern seit fast zehn Jahren, wie man klettert. Im Interview sagt der J+S-Leiter Sportklettern, was das Projekt Rivella Climbing bringt: den Kindern und ihm.
ALPEN: Sie sind fast seit Beginn als Betreuer dabei. Was motiviert Sie an dieser Aufgabe?
Hans Gerber: Wenn ich am Schluss einer Kletterwoche über den Pausenplatz gehe und dann sofort von Kindern umringt bin, ist das eine schöne Anerkennung. Zudem sind die Prozesse, die in einer Klasse ablaufen, immer wieder anders und spannend. Dies, obwohl ich inzwischen schon über 10 000 Schülerinnen und Schüler ins Klettern eingeführt habe.
Was bewirken die Kurse bei den Jugendlichen?
Klettern ist nicht nur ein Sport. Es geht um Ängste, Adrenalin, Vertrauen. Das kann die sozialen Hierarchien durcheinanderschütteln. Der Schulplatz-könig ist nicht immer der, der auch an der Kletterwand reüssiert. Es ist interessant, zu sehen, welche Rollen sich herausbilden. Schwergewichtige Kinder zum Beispiel haben mit dem Klettern Mühe. Dafür können sie sich als Sichernde einen Status erarbeiten. Andere tun sich als Coach hervor.
Wie läuft das Programm für eine Klasse ab? Am Anfang steht immer ein Informa-tionsteil. Die Kinder können zuschauen, die Griffe spüren und ein bisschen bouldern. Dann stellen wir die Ausrüstung vor und schliesslich das Sichern. Wir machen ihnen klar, dass man sich keine Fehler erlauben darf. Dann geht es los mit dem Klettern. Dabei gehen wir auf die unterschiedlichen Fähigkeiten der Projekt Rivella Climbing Seit zehn Jahren tourt die mobile Kletterwand des SAC durch die Schweizer Turnhallen. Bis heute haben rund 70 000 Schülerinnen und Schüler das Angebot genutzt. Die Tournee, die jeweils von Januar bis zu den Herbstferien dauert, wird von Rivella und Mammut unterstützt. Mehr Informationen zum Angebot auf www.sac-cas.ch, Rubrik Jugend, oder bei Andrea Fankhauser unter Telefon 031 370 18 30, andrea. fankhauser@sac-cas.ch. Anmeldungen für das Jahr 2010 sind bereits möglich.
Auch nach zehn Jahren beliebt: der tourende Kletterturm des SAC.
Kinder ein. Die einen wollen einfach irgendwie raufkommen, andere klettern Routen, die Dritten machen schon kleine Wettkämpfe. Wie reagieren die Kinder auf das Angebot? Mit einer gewissen Angst. « Kann ich das ?» – « Muss ich das ?», fragen sich viele. Es ist unsere Aufgabe, sie behutsam heranzuführen. Wir müssen sie motivieren, dürfen sie aber nicht zwingen. In Agglo-merationsgemeinden mit hohem Aus-länderanteil etwa kennt man das Sportklettern nicht. Den Buben dort ist es zu fussballfern, die Mädchen sind häufig unsportlich. Meine Erfahrung ist aber, dass mit der Zeit die allermeisten mitmachen.
Oft ist zu hören, Klettern eigne sich besonders für schwierige Jugendliche.
Ich habe immer erlebt, wie gerade auch solche Schüler in eine neue Rolle hineinfinden. Ich erinnere mich an ein Mädchen, vor dem man mich gewarnt hatte wegen Gewalt und Drogen. Aber sie führte sich sehr gut auf, kletterte sich Löcher in die Finger und bewährte sich auch als Coach für andere Kinder. Später hat man mir erzählt, dass die Kletterwoche für das Mädchen ein Schlüsselerlebnis gewesen sei. Was hat sich in den zehn Jahren verändert bei Rivella Climbing?
Nicht viel. Wir haben wenige Neuerungen wie etwa die Slackline eingeführt. Aber im Prinzip tun wir immer noch dasselbe wie am Anfang, und es entspricht offenbar immer noch einem Bedürfnis. Die Nachfrage ist unverändert hoch. a Andreas Minder, Zürich Foto: zvg
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