135 Jahre Club Alpino Italiano (CAI)
Der italienische Alpenclub « Club Alpino Italiano ( CAI ) » wurde 1863, also im gleichen Jahr wie der SAC, gegründet. Er hat in den letzten Jahrzehnten einen starken Mitgliederzuwachs erfahren, der ihn heute zum zweitgrössten Alpinverein der Welt macht. Im übrigen sieht man sich im CAI, wie aus dem folgenden Beitrag von Claudio Cima hervorgeht, zur Zeit mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie im SAC und im Club Alpin Français ( CAF ).
Zweitgrösster Alpinverein der Welt Seit 1995 ist der CAI die zweitgrösste Alpinistenvereinigung der Welt hinter dem Deutschen Alpenverein ( DAV ). Während er 1963, im Jahr seines 100jährigen Bestehens, noch 80 000 Mitglieder zählte, sind es heute rund 320 00O. Damit hat sich sein Mitgliederbestand in nur 35 Jahren vervierfacht, was einer jährlichen Zunahme von durchschnittlich über 10% entspricht! Allein zwischen 1985 und 1997 stieg die Mitgliederzahl um insgesamt 28%. Die Zukunft wird zeigen, ob der CAI - trotz der grossen Konkurrenz von Vereinen und Veranstaltern im gleichen Bereich - so gross bleiben oder gar noch weiter wachsen kann.
Ein Kirchlein im Cilento-Nationalpark Ein paar Zahlen 1997 zählte der CAI 316 877 Mitglieder, die sich auf 468 Sektionen und 317 Untersektionen mit durchschnittlich 328 Mitglieder aufteilen. 13 Sektionen zählen über 3000 Mitglieder ( darunter die « Megasektion » Bergamo mit 11 700 Mitgliedern ). Was die geografische Verteilung angeht, gehört der Grossteil, nämlich 265 575 ( insgesamt 83% ) aller Mitglieder den Sektionen des Alpenbo-gens1 an. Das durchschnittliche Alter tiert, zu zeichnen. Zahlreiche lokale Unterschiede sorgen jedoch für eine recht komplexe Ausgangslage und verlangen deshalb eine differenzierte Betrachtungsweise.
Um den Verein als Ganzen zu erfassen, kann man auf die Jahresbilanz zurückgreifen, die der Präsident jeweils im Frühling der Delegiertenversammlung vorstellt. Dabei handelt es sich um die buchhalterische und statistische Bilanz, zugleich aber auch um einen Überblick über den Stand des CAI.
Schauen wir uns zuerst einmal die Rolle des CAI innerhalb Italiens an: Italien hat eine grosse Vereinstraditi- 1 Zum « Alpenbogen » gehören folgende Regionen: Ligurien, Piémont, Aostatal, Lombardei, Trentino/Südtirol, Friaul/Julisches Venetien, Euganeisches Venetien.
Die CAI-Hütte Rifugio Gerli-Porro im Val Malenco ( Berninagebiet ) on. Dabei verfolgen viele dieser Vereine gewerkschaftliche Ziele zum Schutz sozialer und beruflicher Privilegien. Der CAI hingegen befasst sich mit den Bergen und damit logischerweise vor allem mit den Freizeitaktivitäten, die dort ausgeübt werden.
Seit 15 Jahren ist auch der Schutz der Umwelt ein wichtiges Thema ( was er vorher nicht war ). Zu Recht erwähnt die OECD 1995 in ihrem Bericht über den Stand des Umweltschutzes in Italien den CAI als eine Nichtregierungsorganisation ( NGO ), die wertvolle Arbeit leistet. In diesem Bereich hat der CAI aber verschiede- Alpine Geschichte, Kultur, Erzählungen ne Gegenspieler: Es seien hier nur der WWF und die Legambiente erwähnt; letztere zieht Umweltschützer aus dem linken Milieu an, da sie immer Beziehungen mit der kommunisti-sehen Partei gepflegt hat. Der CAI hingegen ist gemäss seinen Statuten apolitisch, und die Besetzung aller Leitungsfunktionen erfolgt nach demokratischen Kriterien.
Wie bereits angedeutet, ist der CAI in erster Linie eine « alpine » Institution - man könnte es auch deutlicher formulieren und ihn als norditalienische Institution bezeichnen, da über 80 % seiner Mitglieder im Alpenbogen oder nördlich des Flusses Po leben ( auch wenn die Mitgliederzahlen im restlichen Italien erfreulich zunehmen ). Dass aber viele Italiener das « Alpine » als etwas völlig Fremdes empfinden, ist vielleicht der Grund, warum die Konkurrenz der FIE ( Federazione Italiana Escursionismo ) sehr stark ist - vor allem in Mittelitalien. Zudem steht der CAI im Norden, genauer gesagt in Südtirol, aus historischen und sprachlichen Gründen in Konkurrenz zum AVS ( Alpenverein Südtirol ).
Einerseits verdankt der CAI seinen « Mitgliederboom » der in Italien wie auch in allen westlichen Ländern stark zunehmenden Verfügbarkeit an Freizeit. Anderseits hat seit Mitte der achtziger Jahre die Sorge um die Umwelt dem CAI viele Neumitglieder gebracht, der sich damit ernsthaft mit diesem Beitrittsmotiv auseinandersetzen musste.
Aufschwung des klassischen Alpinismus, Sentiero d' Italia und Pressearbeit In den letzten Jahren wurden anlässlich der Jahresversammlungen des CAI Leitmotive formuliert, mit denen die Rolle des Gesamtclubs als nationaler Verein gestärkt werden sollte: 1994, fünfzig Jahre nach der Erstbesteigung des K2 durch eine italienische Expedition, war es der « Aufschwung des klassischen Alpinismus », 1996 räumte man der Verwirklichung des « Sentiero d' Italia », der Weitwanderroute durch ganz Italien, Hauptgewicht ein. Gerade im Fall des Sentiero d' Italia wollte man den Gedanken der nationalen Einheit fördern, den man durch die Wahlerfolge der Lega del Nord gefährdet sah.
Zu den Zielen und Leitmotiven des aktuellen Präsidenten Gabriele Bianchi gehören die Verbesserung der Be- Ziehungen zwischen Zentralverband und Sektionen, die Aufwertung der Ressorts Kultur, Schulung und Ausbildung, die grössere Beachtung der ehrenamtlichen Tätigkeit und die bessere Koordination zwischen dieser Akti-vitätsform und den professionellen Kräften. Wenden wir uns in diesem Zusammenhang einmal der Kommunikation und Information zu, die sowohl gegen aussen als auch clubintern eine zunehmend wichtige Rolle spielt: Dabei handelt es sich um ein für den CAI neues Thema, das in der Vergangenheit als eher suspekt galt. Die verstärkte und qualitativ verbesserte Medienarbeit widerspiegelt sich in verschiedenen Bereichen: So wurde die zweimonatlich erscheinende Clubzeitschrift La Rivista neu konzipiert, undNotiziario ( das schwarz-weisse Monatsbulletin ) wird nun an alle Mitglieder - und nicht wie zuvor nur an die Abonnenten - geschickt. Weiter versucht der CAI, die Bedürfnisse seiner Mitglieder mit verschiedenen Lehrschriften abzudecken. So bietet er ihnen zum Beispiel Informationen über das komplexe Thema der Klettern in den Dolomiten ( am Pordoi, Mariakante ) Unfallversicherung. Natürlich versucht der CAI heute auch, vom Bild der konservativen Bergler-Bruder-schaft, der singenden und weinseli-gen « Rotsocken-Bergsteiger », wegzukommen und sich ein jüngeres Image zu geben.
Die Bedeutung des CAI für den Umweltschutz in Italien Eine andere Neuerung ist die Präsenz des CAI in gewissen nationalen Institutionen. Die Bergwelt und die Frage des Umweltschutzes sind dabei von ganz anderer Bedeutung als früher. 1993 verabschiedete der italienische Staat ein Gesetz über die Bergregionen. Damit werden die Organisation von nationalen und regionalen Naturparks sowie anderer Schutzzonen vorangetrieben und kulturelle und didaktische Initiativen von lokalem Charakter gefördert. Im Gesetz Das Sellagebiet im Herzen der Dolomiten; im Vordergrund der Ciavazes, im Hintergrund ( v.r. ) Langkofel, Fünffingerspitze und Grohmannspitze Mit dem CAI unterwegs auf dem « Sentiero delle Orobie » ist explizit vorgesehen, dass der CAI durch Vertreter an der Ausarbeitung von Gesetzesentwürfen, an der Förderung der Umweltforschung und am Schutz der Umwelt beteiligt ist. Delegationen des CAI nehmen an nationalen und internationalen Versammlungen von Institutionen wie UIAA, CIPRA, Alpenkonvention, nationale Zivilschutzorganisation usw. teil. In dieser Funktion übt er als grosser Verband auch einen gewissen Druck aus.
Diese schnelle und bedeutende Veränderung des CAI, die vor 15 Jahren noch undenkbar war, wurde durch das zunehmend komplexe Umfeld und die durch politische und planerische Massnahmen nötig gewordene Kompromiss- und Konsensfin-dung unumgänglich. Der CAI musste in der Folge auch seine Strukturen lockern und neu definieren, seine Statuten anpassen und gar Grundhal- tungen überdenken, die zuvor als unantastbar galten.
Nehmen wir beispielsweise das Hüttenwesen: Die neuen Umwelt-, Hygiene- und Tourismusgesetze haben den Club zur Modernisierung gedrängt. Die konkreten Folgen sind Umbauten, Anpassung der Infrastruktur, Energiesparmassnahmen, Ausbau der Telefonnetze, Umverteilung der Hütten zwischen den Sektionen sowie die Einführung der VIA ( Valutazione impatto ambientale -Einschätzung der Auswirkungen auf die Umwelt ) für alle Gebirgsunter-künfte. Weiter will man den CAI vom finanziell belastenden Erbe jener Hütten befreien, die er nach dem Ersten Weltkrieg erwarb und über die das Verteidigungsministerium immer noch das Aufsichtsrecht hat.
Und die Zukunft?
Welche Ausrichtung wird im Jahr 2000 das Gesicht des CAI prägen? In Anbetracht der bereits erwähnten bedeutenden Veränderungen ist die Annahme wohl richtig, dass er in Zukunft die Verbindungen zu den sozialen Strukturen Italiens noch verstärken wird - dazu gehören etwa die Beziehungen zum Schulbereich. In der Tat wird auch der CAI - parallel zur allgemeinen demographischen Tendenz - « älter »: Das Durchschnittsalter seiner Mitglieder steigt, die Zahl der Jungen sinkt. In diesem Bereich wird man Massnahmen treffen müssen. Ein anderer wichtiger Punkt wird die Fortführung des Programms sein, das 1990 in Verona angenommen wurde und den aktiven Umweltschutz zum Ziel hat.
Der CAI wird zunehmend moderner und transparenter: Während seine Bilanzen bis vor ein paar Jahren nach den Anforderungen des Gesetzes verfasst und damit schwer lesbar waren, werden sie heute immer stärker nach neuen, unternehmerischen Gesichtspunkten redigiert. Jedes neue Projekt und jeder neue Vorschlag werden eingehend geprüft und auf optimale Effizienz ausgerichtet. Möglicherweise wird auch der « gute Wille » - und damit der oberflächliche Einsatz während einer gewissen Zeit - in Zukunft nicht mehr genügen: Die freiwillige, ehrenamtliche Arbeit wird zunehmend professionalisiert werden. All diese Entwicklungen geben Anlass zu Zuversicht für die Zukunft des italienischen Alpenclubs.
Claudio Cima, I-Belluno ( ü )
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Jeue Routen und Gebiete
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3. Erstbegehung: Thomas Eisenhut und Siegfried Bläsi ( Rotpunktbegehung ) am 1.2.1998 4. Bewertung und Kletterzeit: 150 m, IV/6+ M(Fels 6 ). Ausser der zweiten Seillänge durchgehend 80 - 90° mit einer extrem schwierigen Schlüsselstelle, die sich an einem 15 m freihängenden Zapfen befindet. Kletterund sicherungstechnisch sehr anspruchsvoll; 4 bis 6 Std. je nach Verhältnissen 5. Material: Eisschrauben und Friends in den Grossen 0,5 - 2 ( besser Aliens ); zur besseren Absicherung der Standplätze wird die Mitnahme einiger Bohrhaken empfohlen.
6. Route a ) Zugang und Einstieg: Der Eisfall liegt im Felsband, das sich ca. 200 m oberhalb von P 1759 ( auf der Karte mit Chalberspissi bezeichnet ) befindet. Der Einstieg erfolgt am besten von der Skipiste aus, die man unterhalb des Oeschinensees verlässt. Dort überquert man den Bach, gelangt so zum Staubbach ( Rübezahl ) und folgt dem Felsband über steile Hänge bis unter den Eisfall; ca. 2 Std. bis zum Einstieg ( siehe auch DIE ALPEN 1/98, S. 53 ).
b ) Abstieg: Abseilen über die Route Siegfried Bläsi, Matten bei Interlaken