© SAC / David Birri
Der Bergwandersommer kann kommen! Fünf ausgewählte Tipps aus dem SAC-Ausbildungsbuch
Wer die gelb markierten Wanderwege verlässt und sich auf die weiss-rot-weissen Bergwanderwege begibt muss Anforderungen erfüllen, die Tour planen und die Gefahren kennen. Eine umfangreiche theoretische Grundlage bietet das SAC-Ausbildungsbuch Berg- und Alpinwandern. Eine kleine Auswahl:
Tourenplanung
Eine seriöse Planung gibt Aufschluss darüber, ob die Tour grundsätzlich durchführbar ist, sie kann unangenehme Situationen und grobe Fehlentscheidungen verhindern und Alternativen aufzeigen, falls etwas nicht nach Plan laufen sollte. Eine gute Planung beinhaltet: ein Gesamtbild der Tour erhalten, Dauer und Anforderungen erkennen, Eigenschaften des Geländes verinnerlichen, Schlüsselstellen erkennen und Entscheidungspunkte festlegen, Alternativen und Varianten vorbereiten, menschliche Faktoren berücksichtigen und Risiken abschätzen.
Selbsteinschätzung
Eine ehrliche Selbsteinschätzung und objektive Beurteilung hilft, zu erkennen, was man realistischerweise schaffen und welche Ziele man mit Freude erreichen kann. Für die drei Ebenen «Ich», «Wir» und «Berg» gibt es eine Reihe von Fragen zu beantworten, um zu entscheiden, ob die Tour im grünen Bereich und damit machbar ist, ob es kalkulierbare Risiken gibt oder ob das Risiko zu hoch und die Tour damit nicht durchführbar ist.
Wanderwegkategorien und Schwierigkeitsbewertungen
Die gelb markierten Wanderwege stellen keine besonderen Anforderungen. Bergwanderwege sind weiss-rot-weiss markiert, um sie zu begehen, muss man trittsicher, schwindelfrei und in guter körperlicher Verfassung sein. Sie sind überwiegend steil und schmal angelegt und teilweise exponiert. Weiss-blau-weiss markierte Alpinwanderwege sind noch anspruchsvoller und führen teilweise über Schneefelder, Gletscher, Geröllhalden oder durch Steinschlagrunsen und Fels mit kurzen Kletterstellen. Ein Trassee ist nicht zwingend vorhanden, ab T5 ist auch die Markierung selten bis gar nicht vorhanden. Die SAC-Wanderskala teilt die Wanderwege in die Schwierigkeitsgrade T1 bis T6 ein. Bergwanderwege sind im Bereich T2 und T3, ab T4 sind es Alpinwanderwege.
Fortbewegung im Gelände
Zwei wichtige Anforderungen beim Berg- und Alpinwandern sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Trittsicherheit bezeichnet die Fähigkeit, beim Gehen stets sauber, präzise und sicher zu gehen. Schwindelfreiheit bedeutet, dass man sich einigermassen locker durch abschüssiges Gelände und über luftige Stellen bewegen kann, ohne dass einem die Exponiertheit übermässig verunsichert. Wichtig ist beim Wandern auch ein gutes Zeitmanagement. Im Aufstieg schafft man in der Stunde 400 Höhenmeter, im Abstieg 800 Höhenmeter und in der Ebene 4 Kilometer. Nicht zu vergessen sind die Pausen, die bei diesen Angaben nicht eingerechnet sind: alle 50 bis 90 Minuten eine kurze, und alle 3 bis 4 Stunden eine lange Pause.
Gefahren im Gebirge
Neben subjektiven Gefahren – wie mangelhafte Selbsteinschätzung, mangelnde Fitness, ungenügende Ausrüstung oder heikle Anreize durch Social Media – gibt es die objektiven Gefahren. In steilem und abschüssigem Gelände kann bereits der kleinste Stolperer zum Absturz führen. Altschneefelder sind grundsätzlich heikel, Lawinen gibt es auch im Sommer und Steinschlag ist eine latente Gefahr, an die man immer denken sollte. In den Bergen sind Gewitter zu meiden und die Dunkelheit kommt zwar nicht überraschend, kann aber zu einer grossen Herausforderung werden.
Gruppendynamische Prozesse
Es gibt ein paar Stolpersteine, wenn man als Gruppe unterwegs ist. Demokratisch gefällte Entscheide können problematisch sein, die Gruppe kann ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln, es kann Gruppendruck entstehen oder die Verantwortung kann unklar sein. Ist man sich diesen Mechanismen, Denkmustern und Fallen bewusst, kann man sie eher vermeiden.